ESCHFOE Kongress 2022 in Polen
„Endlich wieder in Präsenz“, war eine der am häufigsten gehörten Aussagen zu Beginn der Veranstaltung. Nach zwei Jahren Pause trafen sich die Mitgliedsverbände des europäischen Verbandes erstmals wieder persönlich in Opole in Polen. Die polnischen Kollegen und der gastgebende Verband hatten viel Zeit und Mühe in die Vorbereitungen investiert, damit der europäische Kongress des Schornsteinfegerhandwerks reibungslos abgehalten werden konnte. Eigentlich sollte die Veranstaltung bereits vor zwei Jahren stattfinden, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.
Mit der Stadt Opole haben die polnischen Kollegen einen idealen Tagungsort gewählt. Die Stadt ist gut mit dem Auto oder dem Flugzeug erreichbar, und so kamen insgesamt zwanzig Mitgliedsverbände mit ihren Delegierten zum Tagungshotel, um am ESCHFOE-Kongress teilzunehmen. Mit einer Fachausstellung eröffnete Präsident Oswald Wilhelm die informativen Tage der Veranstaltung. Gerade durch Messen und Ausstellungen erhält man einen guten Eindruck davon, wie hoch der Qualifikationsstand des jeweiligen Schornsteinfeger-Gewerbes ist, so Wilhelm bei seiner Messeeröffnung.
Am Anfang des Kongresses stand dann zunächst die Konferenz der Präsidenten. Nach der Eröffnung und der Begrüßung erläuterte der polnische Präsident Waldemar Drozdzol den Ablauf der kommenden Tage und stellte den polnischen Verband mit seinen verschiedenen Aufgabenbereichen vor. Anschließend wurden die Regularien der Satzung abgearbeitet und die Delegiertensitzung vorbereitet.
Im nachfolgenden Pressegespräch stellte Präsident Oswald Wilhelm den aktuellen Stand der ESCHFOE-Verbandsarbeit vor. Bei diesem Gespräch erkundigte sich die Presse insbesondere nach der Sichtweise der ESCHFOE bzgl. der Themen Brandschutz und Umweltschutz sowie der Energie-Versorgungsicherheit. So war zu erfahren, dass in Polen Feinstaub und CO-Unfälle häufige Themen in der Öffentlichkeit sind. Insgesamt wurden sowohl für das polnische Fernsehen wie auch für mehrere Radiosender Interviews aufgezeichnet.
Pünktlich um 13.30 Uhr konnte Präsident Oswald Wilhelm dann die Mitgliederversammlung der ESCHFOE eröffnen und hieß alle Mitglieder und Gäste dazu herzlich willkommen. Zusätzlich zu den Mitgliedsverbänden der ESCHFOE nahm auch eine große Teilnehmergruppe des Gastmitglieds USA an der Mitgliederversammlung teil.
Präsident Wilhelm führte in seinem Bericht aus, dass man zzt. in einer sehr bewegten Welt lebe. Die Energiewende, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Krise bei der Energieversorgung haben auch unmittelbar Einfluss auf das Schornsteinfegerhandwerk. Die genannten Veränderungen erfordern es aus seiner Sicht, das Handwerk insgesamt umzubauen und neue Berufsaufgaben zu etablieren. Diese reichen von Energiedienstleistungen über das Reinigen und Prüfen von Lüftungsanlagen bis hin zur Prüfung von Wärmepumpen. Wichtig in diesem Zusammenhang sei auch, dass man die neuen Themen angeht, ohne die klassischen Themen wie Brandschutz sowie Kehren, Messen und Prüfen von Feuerstätten und Schornsteinen zu vernachlässigen. Nur so wird man auch zukünftig noch die Betriebs- und Brandschutzsicherheit von Feueranlagen gewährleisten können.
Des Weiteren war zu erfahren, dass mittlerweile in ganz Europa die Suche nach guten und qualifizierten Fachkräften entbrannt ist. Die Ausbildung spielt nach wie vor in den europäischen Verbänden eine entscheidende Rolle. Daher ist es wichtig, eine Mindestqualifikation der Ausbildung im europäischen Schornsteinfegerhandwerk aufzubauen und dauerhaft sicherzustellen. Nur so könne erreicht werden, dass die Arbeiten europäischer Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern in gleichbleibender hoher Qualität ausgeführt werden und die Kundinnen und Kunden mit den erbrachten Dienstleistungen zufrieden sind.
In den Grußworten der zahlreichen Gäste wurde der hohe Stellenwert des Schornsteinfegerhandwerks in Polen ersichtlich. Das wurde mehrfach sowohl von den polnischen Vertretern des Ministeriums, der Stadt Opole wie auch von der Universität Breslau betont.
Vizepräsident Michael Verderber erläuterte die erhobenen Fragen zum Handwerk. Durch die Antworten aus den Ländern bekommen die Mitgliederverbände der ESCHFOE wichtige Hinweise darauf, wie die jeweiligen Themen in den einzelnen Ländern gehandhabt werden. Einen großen Teil dieser Themenfelder deckt auch die Normungsarbeit ab.
Dr. Dieter Stehmeier stellte dazu anhand einer PowerPoint-Präsentation den aktuellen Stand der europäischen Normung dar und gab einen Überblick über die ausstehenden Veränderungen. Große Aufmerksamkeit erhielt auch der Vortrag von Petteri Virranta zum Thema „Lüftungsprüfung und -reinigung“.
Kollege Virranta erläuterte anhand seines Betriebes die Arbeitsabläufe an Lüftungsanlagen von der Akquise bis hin zur Rechnungsstellung. Dabei wurde den Teilnehmern bewusst, dass in diesem Bereich ein großes Potenzial liegt, und die Kollegen diesen Arbeitsbereich viel besser nutzen sollten.
Mit großem Interesse wurden wie immer die Berichte der einzelnen Länder erwartet. Aus diesen konnte man erfahren, welche Veränderungen und Besonderheiten in den Mitgliedsländern aktuell vorliegen. Erstmals nahm auch der neue ZIV-Präsident an der ESCHFOE-Tagung teil und berichtete von den angedachten Gesetzesänderungen in Deutschland. Interessant war, dass sich die Themen Energieberatung, Lüftung und Brandschutz wie ein roter Faden durch die Berichte aller Länder zogen und damit deutlich wurde, dass ihre Bedeutung für das Schornsteinfegerhandwerk stetig steigt. Bei einer Exkursion zur Hauptwache der Feuerwehr konnten sich die Teilnehmer schließlich über die Funktionsweise der polnischen Berufsfeuerwehr informieren. Dazu wurden Vorträge zu den Themen Rußbrände in Schornsteinen und CO-Unfälle gehalten, und es wurde aufgezeigt, wie in Polen schon die Kinder über die Themen Unfall- und Brandschutz informiert und darin auch geschult werden.
Neben den Regularien standen bei diesem Kongress auch die Wahlen des Präsidiums an. Dabei gab es aber keine Veränderungen. Zum Präsidenten wurde der Ehrenpräsident des ZIV Oswald Wilhelm wiedergewählt und die Kollegen Petteri Virranta und Michael Verderber wurden als Vizepräsidenten bestätigt. Ebenfalls wiedergewählt wurde Torsten Arndt zum Generalsekretär der ESCHFOE.
Anschließend wurden die Tagungsorte der kommenden Technischen Tagung der ESCHFOE in Österreich und des nächsten Kongresses in Tschechien beschlossen. Einstimmig wurde dann auch das Angebot, die Technische Tagung 2025 in USA abzuhalten, angenommen.
Nach diesen wichtigen Tagesordnungspunkten stand schließlich auch der gesellige Teil des großen Treffens an. Auch hierbei haben unsere Kollegen und Freunde aus Polen ein großartiges Rahmenprogramm organisiert und sich um alles und alle gekümmert. Dafür ein herzliches Dankeschön. Die gesamte Veranstaltung war rundum gelungen und hat allen Teilnehmern hervorragend gefallen.